Das englische Original dieses Textes, das ich mit freundlicher Genehmigung von Yoram übersetzen und veröffentlichen darf, ist hier zu finden: https://www.connecting2life.net/story/israel-palestine-and-and (27.11.2023)

YORAM MOSENZON ( connecting2life.net )

Israel-Palästina, Und-Und

Hallo zusammen,
viele Menschen erkundigen sich nach meinen Gefühlen und Gedanken zu den aktuellen Ereignissen in Israel/Palästina.

Wie ihr euch vorstellen könnt, bin ich zutiefst betroffen und beschäftigt mit allem, was passiert. Meine Familie lebt dort und viele enge Freunde und Bekannte sind betroffen vom Krieg. Außerdem ist es der Ort, an dem ich aufgewachsen bin (bis zu meinem 24. Lebensjahr), so dass es mir unglaublich am Herzen liegt.

Menschen möchten auch wissen, was die GFK zu diesen Ereignissen zu sagen hat, was getan werden kann, und ob es irgendeine Hoffnung gibt.

Hier sind meine Gefühle und Gedanken zu den aktuellen Ereignissen in Israel/Palästina:

Schock und Herzschmerz:
Ich habe mehrere Wochen gebraucht, um die Nachrichten zu verdauen – die Bilder, die neue Situation, in der wir uns befinden, und die Auswirkungen, die sie gehabt haben: der ungeheure Schmerz, der unermessliche Verlust an Sicherheit, der so vielen Menschen zugefügt wurde, der sich vertiefende Vertrauensbruch und die Traumata, die über Generationen hinweg nachwirken werden.

Hoffnungslosigkeit und Hoffnung:
• Es dauert nur ein paar Minuten, um Traumata zu verursachen, und Generationen um sie zu heilen. Es dauert ein paar Minuten, um Vertrauen zu zerstören, und es dauert Jahre um es wiederherzustellen.

• Die größte Quelle der Hoffnungslosigkeit liegt für mich in der Art und Weise, wie die Menschen (Israelis, Palästinenser und die Menschen anderer Staaten) über die Situation sprechen. Auf diesen Aspekt möchte ich mich in diesem Rundbrief besonders konzentrieren:

Mit diesem Newsletter möchte ich ein wenig, wenn auch nur einen Tropfen, dazu beitragen, „über Meinungen hinauszugehen“ und Polarisierungen zu überwinden. Um uns als Menschen zu begegnen, die sich aufgrund ihrer Natur umeinander kümmern.

Ich weiß, „Tropfen“ stoppen keine Bomben und bringen keine sofortige Hilfe oder Frieden. Jedoch dringen die Tropfen langsam in den Boden ein und nähren das Leben, das unter der Oberfläche verborgen ist.

In den Nachrichten und den sozialen Medien höre ich Millionen von Menschen, die mit so viel „Selbstsicherheit“ darüber sprechen, wer Recht hat, wer Unrecht hat, und was wir tun sollten. Wenngleich die Selbstsicherheit vergleichbar ist, sind die Meinungen extrem unterschiedlich, was ziemlich seltsam ist. Ich befinde mich selbst in der Mitte, bin ein verwirrter Bürger, der sich hoffnungslos fühlt angesichts der Gewalt des Dialogs selbst und der Polarisierung, die er erzeugt. Die Situation schreit nach Zusammenarbeit und Mitgefühl.

Ich halte mich durch verschiedene Nachrichtenquellen auf dem Laufenden: Al-Jazeera, CNN, und viele verschiedene Kanäle in Israel (von links nach rechts). Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die Nachrichten präsentiert werden. Neben dem laufenden Krieg beobachte ich einen weiteren Krieg – den Kampf um die „öffentliche Meinung“:

„Meinungen“ und „Überzeugungen“ legen den Grundstein für Gewalt. Gewalt entsteht, wenn zwei Parteien von zwei gegensätzlichen Wahrheiten überzeugt sind. Zum Beispiel glaubt die eine, dass das Land historisch gesehen den Israelis gehört, während die andere glaubt, dass dasselbe Land historisch gesehen den Palästinensern gehört. Dies scheint in eine Sackgasse zu führen, in der es nur Leid und endlosen Krieg geben kann. Diese Lose-Lose-Situation, in der alle verlieren, besteht seit mehr als 100 Jahren, und die Zukunft scheint ebenso düster oder noch düsterer zu sein.

Anstatt zu noch mehr Meinungen und Spaltung beizutragen, wünsche ich mir, dass der Komplexität der Situation mit gleich viel Mitgefühl für beide Seiten begegnet wird.

Ein grundlegendes Prinzip, das ich von Marshall (Rosenberg) gelernt habe, lautet: Wenn eine Person zu viel Schmerz empfindet, kann sie den Schmerz von anderen weder anerkennen noch Empathie dafür aufbringen. Sowohl Israelis als auch Palästinenser:innen haben gegenwärtig zu viel Schmerzen, als dass sie in der Lage wären, den immensen Schmerz der anderen anzuerkennen oder nachzufühlen. Statt das Feuer mit zusätzlichen Meinungen zu schüren, hoffe ich, dass die internationale Gemeinschaft Mitgefühl für beide Seiten aufbringt und erkennt, dass die Geschichte viel komplexer ist als festzulegen, wer Opfer und Täter:in ist. Wie der Historiker Yuval Noah Harari sagt: „In vielen Fällen sind wir in der Geschichte Opfer und Täter:innen zugleich.“

Und – Und: (Im Englischen sagt man ‚Both and‘. Im Hebräischen klingt es für mich schöner: ‚גם וגם‚, was bedeutet: Und – Und)

Die Menschen, die in Israel und Palästina leben, sind in einer schrecklichen Situation gefangen, die lange vor ihrer Geburt begann und aus der kein Ausweg sichtbar ist.

Im Kampf darum, wer Recht und wer Unrecht hat, möchte ich schreien: Israelis und Palästinenser, ihr habt beide Recht!
Hier möchte ich beiden Seiten eine Stimme geben, so unvollständig sie auch sein mag.

Da dieses Thema bei vielen von uns großen Schmerz hervorruft, möchte ich hier mit fünf wichtigen Vorbehalten beginnen:

• Es ist beängstigend für mich, das Folgende zu schreiben, weil ich weiß, dass viele Menschen wahrscheinlich Wut oder ein Urteil über mich empfinden und mich als Verräter, naiv, unwissend oder einfach falsch in meinen Ansichten bezeichnen werden. Ich habe mich jedoch aus Integrität und aus dem Wunsch heraus, die Menschen als Menschen zu sehen und zu behandeln, dazu entschlossen, dies mitzuteilen.

• Wenn sie tief in den Schmerz einer Seite verstrickt sind, lesen sie bitte unten nicht weiter über den Schmerz der anderen Seite (es sei denn, sie sind wirklich bereit, sich darauf einzulassen). Wenn sie selbst im Schmerz sind, geht es für sie nicht darum, sich in die Seite einzufühlen, die eine Bedrohung für sie darstellt, da dies, solange sie dafür nicht wirklich bereit sind, das Trauma nur verstärken kann.

• Alles, was ich im Folgenden schreibe, hat nichts damit zu tun, irgendwelche Handlungen der einen oder anderen Seite zu rechtfertigen“; ich betraure zutiefst die Wahl von Gewalt als Mittel zur Erfüllung von Bedürfnissen und bin sehr besorgt, nicht nur über die immensen direkten Kosten für alle Beteiligten, sondern auch über die einfache Tatsache, dass Gewalt auf lange Sicht kontraproduktiv ist. Sie wird in der Regel gerade den Bedürfnisse nicht gerecht, die sie auf lange Sicht zu erfüllen versucht. Der folgende Text ist vielmehr ein Versuch, sich mit den tiefgreifenden menschlichen Herausforderungen und Schmerzen zu verbinden, die jede Seite erlebt.

• Was ich geschrieben habe, ist höchst unvollständig und unpräzise; es ist einfach eine erste Erkundung, wie man Komplexität umarmen und Mitgefühl auf alle ausdehnen kann. Ich gehe davon aus, dass jede:r Leser:in verschiedene Teile korrigieren oder ergänzen möchte. Mein Traum ist es, dass sie alle an der Änderung und Erweiterung dieses Textes mitwirken, bis wir ein umfassendes Buch schaffen, das sich für den Unterricht in Schulen eignet: für Israelis, Palästinenser:innen und internationale Schüler:innen.

+ Über Fakten: Einige von ihnen werden vielleicht denken: „Diese Fakten sind falsch oder ungenau!“ Ich beobachte, wie Expert:innen im Fernsehen und in den sozialen Medien versuchen, sich gegenseitig davon zu überzeugen, was die richtigen Fakten sind. Ehrlich gesagt war ich bei all den Ereignissen, die ich erwähne, nicht dabei. In den meisten Fällen war ich noch nicht einmal geboren, also habe ich gar keine Ahnung. Ich überlasse es den Historiker:innen, darüber zu diskutieren, was wirklich die Fakten sind. Ich bemühe mich zwar, Informationen aus einer Vielzahl von Quellen zu sammeln und ihre Zuverlässigkeit so weit wie möglich zu überprüfen,  habe aber trotzdem keine Ahnung, was die Wahrheit ist.

• In diesem Text geht es bewusst um das „Leiden aller“ und nicht darum, „wer mehr leidet“. Aus meiner Erfahrung als Mediator habe ich gelernt, dass Frieden nicht aus der Perspektive der Fairness erwächst, sondern vielmehr aus einem mitfühlenden Verständnis für den Schmerz und die Bedürfnisse aller. Wenn sie diesen Text lesen, möchte ich sie ermutigen, sich vom Richterstuhl zu erheben und sich stattdessen berühren zu lassen, von den Schmerzen und Perspektiven beider Seiten.

Da mir die israelische Seite vertrauter ist, werde ich mit Palästina beginnen und dann mit Israel fortfahren:

Palästina, hier ist mein bescheidener Versuch, einen Einblick in das zu geben, was ihr erlebt:

Es sind nun 75 Jahre seit der „Nakba“ (1948) vergangen, als eure Großeltern gewaltsam vertrieben wurden, sie entweder aus ihren Häusern vertrieben oder getötet wurden. Sie haben sich in Flüchtlingslagern niedergelassen, die Schlüssel zu Ihren Häusern aufbewahrt und sich an die Hoffnung geklammert, zurückkehren zu können… Nun sind 75 Jahre vergangen und die Schlüssel verrosten.

Seit 55 Jahren (1967) leben die Menschen im Gazastreifen und im Westjordanland unter Besatzung, ohne grundlegende Menschenrechte und ohne minimalen Schutz. Die Siedler:innen dringen weiterhin in ihr Land ein und stellen eine tägliche Bedrohung für eure Sicherheit dar. Vor euren Häusern wurde eine Mauer errichtet, die euch von eurem Land, euren Nachbar:innen und Familien trennt. Soldat:innen können ohne Ankündigung euer Haus betreten und eure Kinder ins Gefängnis bringen.

Ihr bemüht euch bereits um 5 Uhr morgens zur Arbeit zu kommen, passiert Kontrollpunkte, steht in endlosen Schlangen und wisst nicht, ob ihr es heute zur Arbeit schaffen werdet. Euer Leben hängt von der Gnade 19-jähriger Soldat:innen ab; euer Wohlergehen hängt von deren Stimmung, deren gutem Willen und moralischen Werten für den Tag ab. Ihr ertragt ständige Demütigungen und entwickelt ein wachsendes Gefühl des Hasses.

In Gaza fühlen sich viele doppelt unterdrückt: von den Israelis und von der Hamas.

Flugzeuge bombardieren eure Städte. Nur wenige Menschen auf der Welt kennen die Gefühle, Geräusche und Gerüche einer 1-Tonnen-Bombe, die mitten in der Nacht in der Nähe Ihres Schlafzimmers explodiert. Ihr erlebt mit, dass dieselben Nachbar:innen, die euch heute Morgen gegrüßt haben, dieselben Freunde, mit denen ihr Kaffee getrunken haben, oder Verwandte, die ihr seit Geburt kennen, tot, verletzt oder seelisch gebrochen inmitten von Trümmern sind.

Ihr lest die Zahlen der Toten in der Zeitung, vergleicht die Zahlen zwischen Israelis und Palästinenser:innen, die Anzahl der Kinder, die sterben… und ihr zieht einen Schluss daraus: eure Leben sind weniger wert. Der westlichen Welt ist das egal. Ihr seid allein, ungeschützt, ohne Unterstützung, ungesehen. In einem solchen Horror zu leben, ist kein Leben. Und doch habt ihr es euer ganzes Leben lang ertragen.

Ihr versucht, eure Stimme zu erheben, zu schreien, euer Grundrecht auf Leben einzufordern, auf Freiheit, auf Würde, auf Identität, auf Gerechtigkeit. Aber welche Macht habt ihr? Wie kämpft man für die eigene Existenz, wenn man einen Stein vor einen Panzer trägt? Oder eine improvisierte Rakete vor den modernsten F-16-Kampfflugzeugen? Ihr schreit, um gehört zu werden. Dann werdet ihr als „Terroristen“ bezeichnet, und im Namen der internationalen westlichen Gesetze bringt man euren Aufschrei zum Schweigen. Wie könnt ihr euch sonst Gehör verschaffen? Wie könnt ihr sonst Beachtung finden?

Und nun eine zweite „Nakba“. 1,5 Millionen Flüchtlinge, das gleiche Trauma startet aufs Neue. Ihr habt euere Heimat und alles, was ihr aufgebaut habt, verlassen, habt kein sauberes Wasser, kein Essen, schlaft in Zelten oder auf Betonstraßen, sogar ohne eine Toilette. Diesmal habt ihr nicht einmal eure Schlüssel mitgenommen, denn es gibt kein Zuhause, in das ihr zurückkehren könnt.

Ihr liebt euer Land – die Erde, die Bäume, die Feigen, die Zitronen, die Orangen, die Datteln. Ihr liebt eure Kinder und euren Stamm. Ihr liebt die Menschen. Ihr erinnert euch an eure Großeltern und tragst ihren Schmerz mit euch.
Die Tränen nehmen kein Ende, denn ihr wisst, dass der Albtraum weitergeht. Selbst der Wunsch zu leben, die Sehnsucht nach Sicherheit oder Frieden, ist eine alte Melodie aus einem vergessenen Lied.

Ihr schreit nach einer Hand, nach irgendjemand, die oder der sieht, versteht, unterstützt – und rettet.

Israel, hier ist mein bescheidener Versuch, einen Einblick in das zu geben, was ihr erlebt:

An einem ruhigen frühen Schabbatmorgen drangen sie in euer Haus, töteten, entführten, vergewaltigten und folterten euch, eure Familie, eure Kinder und eure Frauen auf die schrecklichste Art und Weise, die man sich vorstellen kann; gleichzeitig lachten, feierten und freuten sich Hamas-Kämpfer:innen darüber, dass sie Grauen verursachten. Ihr hört, wie sie erklären, dass es ihr höchstes Ziel ist, euer Land zu zerstören und euch zu töten.

Bedauerlicherweise müsst ihr euer Leben verteidigen, eure Familie und euer Recht zu leben. Ihr müsst ALLES tun, was ihr tun könnt, um sicherzustellen, dass solche Gräueltaten nie wieder geschehen.

Und ihr habt verdammt viel Angst, dass ihr wieder angegriffen werdet, wie 1988 (Intifada), 1973 (von Ägypten), 1967 (von Ägypten, Syrien und Jordanien), 1948 (von Ägypten, Syrien, Jordanien, Irak und Palästina), 1939 (Holocaust) und 1881 (Pogrome in Osteuropa) geschehen.

Wenn ihr von antisemitischen Handlungen in der ganzen Welt hört, zieht ihr daraus die Schlussfolgerung: Es gibt keinen anderen Ort, an dem ich sicher sein kann, als in Israel.
Euer ganzes Leben ist von Angst durchzogen – der einfachen Angst getötet zu werden während ihr auf Straße geht, oder in einem Bus seid, der explodieren könnte, in einem Restaurant, oder der Gefahr ausgesetzt, erschossen oder mit Messern angegriffen zu werden. Diese Ängste sind tief in euch verwurzelt.

Ihr wollt die Welt wissen lassen, dass ihr kämpft, um euch zu verteidigen, und nicht, weil ihr Krieg wollt.

Mit euren bloßen Händen und eurem Schweiß habt ihr einen Ort für euren Stamm (jüdisch) geschaffen, an dem ihr sicher leben könnt, an dem ihr zu eurer Gemeinschaft gehören könnt, nachdem ihr über 2000 Jahre lang verstreut wart. Nachdem was ihr durchlebt habt (den Holocaust) habt ihr euch wiedergefunden: als kleine Gemeinschaft, die von lebensbedrohlichen Feindseligkeiten aus allen Richtungen umgeben ist. Aus dem Süden (Gaza und weiter entfernt Jemen), aus dem Osten (Westjordanland und weiter entfernt Iran), und aus dem Norden (Libanon und Syrien). Ihr hattet gehofft, ein Land zu finden, in dem ihr sicher leben könnt, und nun müsst ihr wieder um euer Leben fürchten, weil ihr Angst habt, dass all diese (arabischen) Nationen sich zusammenschließen könnten, um euch anzugreifen und eurer Existenz ein Ende zu bereiten. Unter diesen Umständen ist die Unterstützung der USA eure Rettung, denn sonst wärt ihr als so kleines Land schon längst ausgelöscht worden.

Ihr verliert die Hoffnung auf Frieden, wenn Fachleute (wie Dr. Mordechai Kedar und andere) behaupten, dass der Islam eine missionarische Religion ist, die darauf abzielt, die ganze Welt zum Islam zu bekehren, und dass der Frieden als eine vorübergehende Vereinbarung und nicht als ein Ziel an sich angesehen wird, bis der Feind schwach genug ist, um besiegt zu werden.

Wenn ihr hört, dass die Hamas ihren Kindern beibringt, dass es gut ist, Juden zu töten, und dass die höchste Form des Glücks darin besteht, als „Schahīd“ zu sterben (und im Himmel 70 Jungfrauen zu erhalten usw.), fühlt ihr euch hoffnungslos und einsam in eurem Bestreben, den Wert des Lebens als heilig und geweiht zu begreifen.

Wenn ihr von diesen Expert:innen hört, dass man sich, um im Nahen Osten zu leben, nicht auf die liberale westliche Sprache verlassen kann, sondern die Sprache der Einheimischen annehmen sollte: „Nur die Starken überleben“, und „Man muss Abschreckungsmittel wiedererlangen“. Es scheint, dass die einzige Möglichkeit für euch, um sicher zu leben, darin besteht, die Hamas zu zerschlagen – nicht aus dem Wunsch nach Krieg, sondern aus der Notwendigkeit heraus das Leben zu bewahren.

Ein Großteil der Welt scheint die Komplexität der Situation nicht zu verstehen: Ihr wollt keine Zivilisten töten, und doch operiert die Hamas in einem der am dichtesten besiedelten Wohngebiete der Welt und benutzt absichtlich Zivilist:innen als menschliche Schutzschilde, sogar in Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten. Ihr müsst euch vor denen schützen, die euch töten wollen, und während ihr versucht, unschuldige Menschen nicht zu verletzen, seht ihr keine andere Möglichkeit als Menschen zu verletzen, denen ihr nicht schaden wollt. Im Gegenzug werdet ihr beschuldigt Kriegsverbrechen zu begehen.

Ihr wollt einfach nur leben, sicher und friedlich.

Hoffnung:
Solange der Vertrauensbruch so groß ist scheint Heilung fast unmöglich. Und dann erinnere ich mich: Nur 80 Jahren liegt es zurück, da waren Deutsche und Juden in die schlimmsten Gräueltaten der Geschichte verwickelt. Und jetzt sind Deutsche und Juden Freunde. Auch wenn es unmöglich erscheint, zeigt uns die Geschichte, dass es immer Bewegungen und Veränderungen gibt.
Das Leben ist sehr mächtig. Das Leben schätzt das Leben, nicht den Tod.
Ich wünsche mir in einigen Jahrzehnten in Gaza-Stadt spazieren zu gehen, dort die Gewaltfreie Kommunikation zu unterrichten, und es zu genießen, die Menschen und die Kultur kennenzulernen, so wie ich es heute in Berlin tue. Außerdem hoffe ich, dass Palästinenser:innen schon bald sicher in Tel Aviv bummeln können und die Gelegenheit genießen, Israelis als Menschen kennenzulernen, und nicht als Soldat:innen.

Mit Hingabe ans Leben: Mitgefühl, behutsam aufgebautes Vertrauen, Heilung und Frieden;
schließe ich mit diesem Link: https://youtu.be/XqvKDCP5-xE?si=L58Dy-5KhFXimf2t (One Day – Matisyahu |14.2.18 – mit 10 Mio. Aufrufen bisher, T.S.)

Yoram


Übersetzung: Thomas Stelling mit Dank für die Grundübersetzung durch www.deepL.com .

Foto: Screenshot aus dem angegebenen Video One Day.

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