Dr. Marshall B. Rosenberg wurde am 6. Oktober 1934 in Canton, Ohio, USA, geboren und ist am 7. Februar 2015 in Albuquerque, New Mexico, USA gestorben.
Als er neun Jahre alt war zog die Familie nach Detroit, wo er in seinem Wohnviertel mit gewaltsamen Rassenkonflikten konfrontiert war, die zwei Wochen andauerten und mehr als 30 Menschen das Leben kosteten. Aus Angst verließ die Familie drei Tage lang das Haus nicht. In der Schule musste er feststellen, dass ein Name genauso gefährlich sein kann wie eine Hautfarbe. Auf Grund seines jüdischen Nachnamens wurde er von Mitschülern beleidigt, getreten und verprügelt.
Zur gleichen Zeit beobachtete der kleine Junge seinen Onkel, der die Großmutter pflegte. Ihm fiel auf, dass der Onkel das immer mit einem Lächeln tat. Aufgrund dieser Erlebnisse fragte er sich, ob der Mensch gut oder böse sei. Kann man ihm vertrauen oder nicht? Später hat er diese zwei Fragen so formuliert: “Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schließlich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten? Und umgekehrt, was macht es manchen Menschen möglich, selbst unter den schwersten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben?” Diese zwei Fragen prägten sein Leben und sein Werk. 1961 promovierte er in Psychologie und wurde 1966 zum offiziellen Prüfer in klinischer Psychologie. Durch die Arbeit Carl Rogers und dessen klientenzentrierter Gesprächstherapie entdeckte Marshall B. Rosenberg, dass die Antwort auf seine Fragen in der Art und Weise liegt, wie wir gelernt haben zu denken, zu kommunizieren und mit Macht umzugehen.
In den 60er Jahren arbeitete er mit Bürgerrechtsaktivisten, vermittelte zwischen aufständischen Studierenden und der Universitätsverwaltung. Er gab Trainings zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit, um Gemeinden zu unterstützen, die die Rassentrennung an Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen überwinden wollten. 1984 gründete er das “Center for Nonviolent Communication” in Sherman, Texas.
Sein Kommunikationsmodell erwies sich als sehr wirkungsvolles Werkzeug bei persönlichen, beruflichen und politischen Konflikten. Im Laufe der Jahre hat Marshall B. Rosenberg Trainings in mehr als 60 Ländern gegeben, in Krisen- und Kriegsgebieten vermittelt (z.B. in Israel, Palästina, Ruanda und Kroatien) und mit verschiedensten Gruppen im Erziehungsbereich, der Wirtschaft, dem Gesundheitswesen, mit Juristen, Militärs, Gefangenen, Polizisten, Kirchenvertretern, Regierungsmitgliedern und Einzelfamilien gearbeitet. Die Gewaltfreie Kommunikation wird seit vier Jahrzehnten von Menschen in fast allen Lebensbereichen praktiziert und inzwischen von über 350 Trainern weltweit weitergegeben. 1986 war Marshall das erste Mal für ein Seminar in Deutschland und für längere Zeit hat er auch in der Schweiz gelebt. 2001-2010 war Marshall Rosenberg Mitglied des Ehrenschutzkomitees der Internationalen Koordination für die Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder unserer Erde.
Ich bin grundsätzlich nicht leicht für visionäre Ideen zu begeistern. Aber was die Gewaltfreie Kommunikation angeht, habe ich einfach schon viele kreative Menschen getroffen, die damit arbeiten und mir gezeigt haben, dass es funktioniert, dass es politisch und spirituell durchdacht ist und dass sich damit das Bewusstsein der Menschen radikal verändern lässt. (Marshall Rosenberg)
Er hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, auf jeder Region dieser Erde 10 TrainerInnen auszubilden, die seine Vision und den Prozess der Gewaltfreien Kommunikation weitergeben und verbreiten. Als ich 2004 auf einem IIT (einem 9-tägigen International Intensive Training) mit ihm dabei war, stellte er bereits fest, das er diesen Ziel damals schon erreicht hatte.
Marshall B. Rosenberg lebte zuletzt mit seiner Frau Valentina in Albuquerque, New Mexico, USA – und verstarb dort 2015 im Alter von 80 Jahren.
Foto MBR: Beth Banning